Ankikarten für das Medizinstudium

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Welche Einstellungen sind gut?

Anki ist ein mächtiges Tool für das Lernen mit Karteikarten. Damit du das Beste aus deinen Lernsessions herausholst, sind einige Einstellungen besonders wichtig. In diesem Blogpost gebe ich dir eine einfache Übersicht über die wichtigsten Einstellungen, inklusive einiger Tipps aus den neuesten Anki-Entwicklungen.

Anki hat viele Einstellungsmöglichkeiten, wovon du die Wichtigsten in den Deck-Optionen findest. Öffne sie in der Deck-Übersicht und wir gehen die wichtigsten Punkte zusammen durch.

Wer einfach nur schnell zu meiner Empfehlung als Screenshot will, kommt hier schnell ans Ziel:

Direkt zu den Screenshots 

Algorithmen: Wechsel von SM-2 zu FSRS #

Früher nutzte Anki den SM-2-Algorithmus, der auf statischen Wiederholungsintervallen basierte. Nun gibt es FSRS (free spaced repetition scheduler), der flexibler ist, sich besser an deinen Lernfortschritt anpasst und deutlich leichter zu konfigurieren ist. FSRS berücksichtigt, wie gut du dich an Karten erinnerst, und passt die Intervalle entsprechend an.

Um auf den modernen Algorithmus zu wechseln, schalte im Abschnitt FSRS den Button um:

Wenn du bereits einige Zeit Anki nutzt, kannst du unten auf den „Optimieren“ Button klicken, um anhand deiner persönlichen Vergangenheit die optimalen Parameter für den Algorithmus zu finden. Der Algorithmus wird dir sagen, wenn du schon die für dich optimalen Parameter nutzt.

Wenn du neu mit Anki durchstartest, kannst du auch erstmal die Standardparameter belassen, bis das System genug Daten gesammelt hat und für dich personalisiert werden kann.

Hier kannst du hin und wieder neu „optimieren“, um den Algorithmus Stück-für-Stück präziser zu machen (1/Monat ist so ein grober Richtwert, an dem du dich orientieren kannst).

Nun aber zu den anderen Einstellungen…

Täglicher Grenzwert #

Neue Karten/Tag

Stelle sicher, dass du nicht zu viele neue Karten auf einmal lernst. Sonst verlierst du den Spaß an Anki und wirst von der Anzahl der Wiederholungen, die dich die nächsten Tage erwarten überrollt. Ein tägliches Limit von etwa 20–50 neuen Karten ist für die meisten Lernenden eine gute Obergrenze. Probier dich aber gerne aus und finde die für dich am besten machbare Zahl. Als Faustregel kannst du dir merken, dass deine Zahl an neuen Karten pro Tag multipliziert mit 8–12 deine täglichen Wiederholungen sein werden.

Beispiel: Machst du 20 neue Karten am Tag, wirst du 160–240 Wiederholungen am Tag machen müssen. Bei 100 neuen Karten am Tag wären das schlappe 800–1200 Wiederholungen!

Max. Wiederholungen/Tag

Hier kannst du diese Zahl theoretisch limitieren.

Meine Empfehlung: Tu es nicht. Anki zeigt dir jeden Tag nur die Karten, die du auch wirklich wiederholen solltest. Wenn du die Zahl künstlich klein hältst, kann der Algorithmus nicht effizient arbeiten. Wenn du mit der Arbeitslast pro Tag nicht klar kommst, reduzier also lieber Neue Karten/Tag. Ich habe das Limit also auf 9999 (quasi unbegrenzt) gesetzt, dass der Algorithmus freie Hand hat.

Meine Empfehlung für diesen Abschnitt:

schlechtes Meme

Neue Karten #

Hier kannst du deine Lernstufen einstellen.
Lernschritte legen fest, wie oft eine neue Karte wiederholt wird, bevor sie in den regulären Wiederholungszyklus übergeht und vom System als „Gelernt“ eingestuft wird. Ab dann wird sie nur noch wiederholt, um nicht vergessen zu werden. Ein typisches Beispiel wäre „10m 1d“, was bedeutet, dass du die Karte zuerst nach 10 Minuten und dann nach einem Tag (day) erneut siehst, bevor sie als „gelernt“ eingestuft wird.

Anki ist ein Tool, welches du nutzen solltest um Gelerntes einzuprägen, nicht um neuen Stoff erstmalig zu hören oder zu verstehen.
Wenn du „Nochmal“ klickst bei einer Karte, werden die Lernstufen zurückgesetzt. Wenn du „Gut“ drückst, steigt die Karte eine Stufe auf oder wird von der Lernkarte zur Wiederholungskarte, sobald es keine weiteren Lernstufen gibt.
Außerdem stehen mehrere Wiederholungen pro Tag im Verdacht wenig Einfluss auf den langfristigen Lernerfolg zu haben.

Deswegen ist die grundsätzliche Idee: Nutze Lernstufen von unter einem Tag, um dem neuen Algorithmus möglichst früh die Chance zu geben ein personalisiertes Intervall zu berechnen und lerne deine Inhalte, bevor du sie dir mit Anki einprägst.

Meine Empfehlung:

Fehlschläge #

Wenn du eine Wiederholkarte vergisst und auf „Nochmal“ klickst, wird sie auf eine Lernkarte zurückgestuft und die Schritte für das erneute Lernen greifen ein. Standardmäßig wird sie dann also 10 Minuten später nochmal angezeigt. Wenn keine Verzögerungen angegeben werden, wird das Intervall der Karte geändert, ohne dass sie erneut erlernt wird.

Die Einstellung ist nicht super relevant und etwas persönliche Präferenz. Probier dich aus, was für dich am angenehmsten ist.

Meine Einstellung: 15 Minuten

Grenzwert für Lernbremsen

Das ist der Grenzwert wie oft man eine Wiederholkarte falsch beantworten kann, bevor sie mit einem „leech“ Tag (Schlagwort) versehen wird. Das ist ein Mechanismus, der aus meiner Erfahrung heraus von wenig Studis verwendet wird. Die Idee dahinter ist es, dir zu zeigen welche Karten du häufig falsch hast.

Das kann z.B. daran liegen, dass du den Stoff, der auf der Karte abgefragt wird nicht richtig verstehst, oder die Karte einfach schlecht formuliert ist.

Manche setzen den Wert sehr niedrig, um frühzeitig auf „Lernbremsen“ hingewiesen zu werden. Ich habe meinen Wert sehr hoch gesetzt, da ich eh nicht viel an den Karten verändere und es nach Jahren von Anki-Nutzung schon sein kann, dass manche Karten öfter mal wiederholt werden müssen.

Ganz wichtig:

Was mit diesen Karten passieren soll, kannst du unter
Aktion für Lernbremsen
festlegen. Hier solltest du „Nur verschlagworten“ auswählen. Du willst ja keinesfalls, dass die für dich schwersten Karten einfach versteckt (ausgesetzt) werden! Gerade diese Karten musst du intensiver ansehen oder anders lernen.

Meine Empfehlung:

schlechtes Meme

Zurückstellen #

Kurzer Background: In Anki bezieht sich eine Notiz auf die Sammlung von Informationen (z.B. Vorderseite und Rückseite einer Karte), während eine Karte die tatsächlich erstellte Karteikarte ist, die auf Grundlage der Notiz generiert wird.

Manche Notizen haben mehrere Karten. Beispiel:

Notiz (Inhalt):
„Der typische Erreger der bakteriellen Meningitis bei Erwachsenen ist {{c1::Streptococcus pneumoniae}}. Die Standardbehandlung umfasst die Gabe von {{c2::Ceftriaxon und Vancomycin}}.“

Karte 1:
Frage: „Der typische Erreger der bakteriellen Meningitis bei Erwachsenen ist {{c1::_______}}. Die Standardbehandlung umfasst die Gabe von Ceftriaxon und Vancomycin.“
Antwort: „Streptococcus pneumoniae.“

Karte 2:
Frage: „Der typische Erreger der bakteriellen Meningitis bei Erwachsenen ist Streptococcus pneumoniae. Die Standardbehandlung umfasst die Gabe von {{c2::_______}}.“
Antwort: „Ceftriaxon und Vancomycin.“

Diese Notiz generiert zwei Karten, die unterschiedliche Aspekte des Themas abfragen.

Manchmal möchte man jetzt nicht alle Geschwisterkarten an einem Tag lernen. Dann kann man hier einstellen, dass diese Geschwister bis zum nächsten Tag zurückgestellt werden.

Anzeigereihenfolge #

An sich könnt ihr euch hier frei entfalten und es gibt kein richtig und falsch. Lediglich einen Punkt möchte ich nicht unerwähnt lassen, da es für die langfristige, effektive Anki-Nutzung vital ist:

Reihenfolge Neu/Wiederholung

Man kommt leicht in Versuchung erst seine neuen Karten zu lernen, bevor man den Berg an alten Wiederholungen abarbeitet. Das ist ein Trugschluss. Es ist besser 100 Karten 3x gesehen zu haben als 300 Karten 1x. Stellt diesen Punkt also umbedingt auf: Nach den Wiederholungen anzeigen und zwingt euch selbst, erst die Reviews zu machen und dann neuen Stoff zu lernen.

schlechtes meme

Verwendung der vier Buttons #

Es gibt in Anki vier Antwortmöglichkeiten: „Nochmal“, „Schwer“, „Gut“ und „Einfach“. Um den Algorithmus optimal zu nutzen, empfehle ich, dich hauptsächlich auf „Nochmal“ und „Gut“ zu konzentrieren.

Datenanalysen haben gezeigt, dass Studis, die nur diese beiden Buttons nutzen, präziser von dem Algorithmus erfasst werden können. Insbesondere solltest du vermeiden, „Schwer“ und „Einfach“ zu oft zu benutzen. Besonders, weil die Namensgebung sehr schlecht ist:

Nochmal“ bedeutet, dass du den Inhalt der Karte nicht wusstest. „Schwer“ / „Gut“ / „Leicht“ bedeuten alle, dass du es grundsätzlich wusstest, aber dich unterschiedlich schwer getan hast, die Infos im Kopf zu finden.
Viele nutzen „Schwer“ fälschlicherweise als „Hab ich nicht gewusst“!
Das ist falsch!

Meine Empfehlung: Nutz nur die Buttons „Nochmal“ und „Gut“ und ignorier die Optionen dazwischen. Das hilft auch FSRS einen für dich präziseren Algorithmus zu generieren.

Abschluss #

Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass die Anki-Einstellungen keine klare Wissenschaft sind und 3 Leute 4 verschiedene Meinungen haben werden. Spiel dich ein wenig damit und finde heraus, was für dich funktioniert. Im Internet findest du auch noch zig weitere (und bessere) Erklärungen zu jedem Punkt.

Ich habe hier nur versucht die Basics einmal abzugrasen, dass man mit dem Leertaste spammen anfangen kann, ohne sich selbst zu schaden.

Jetzt bleibt es also nur noch deine Änderung oben rechts mit einem Klick auf „Speichern“ zu übernehmen, oder wenn du Unterdecks verwendest, mit dem kleinen Pfeil die Einstellungen für alle Unterdecks mitzuübernehmen.

Zusammenfassung #

Meine persönlichen Einstellungen. Probiert Teile davon gerne aus und ändert, was euch nicht gefällt.

Abschlussbemerkung

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